„Ehre, wem Ehre gebührt“ - so sagen wir. - Wenn sie jemand gebührt, dann ist es Gott, der uns erschaffen und erlöst hat, der unserem Leben Sinn und Richtung gibt im Heiligen Geist. Das „Gloria“ der Hl. Messe, der große Lobpreis, bringt das in überschwänglicher Weise zum Ausdruck. Der Gesang der Engel auf den Hirtenfeldern bei Bethlehem steht wie ein Leitmotiv über diesem altchristlichen Hymnus: „Ehre (= gloria) sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade“. Der Lobpreis der Engel ist wie eine Kurzformel der frohen Botschaft überhaupt. Die anschließende Preisung Gottes sprudelt wie von selbst aus einem staunenden und dankbaren Herzen hervor: „Wir loben dich, wir preisen dich, wir beten dich an, wir rühmen dich und danken dir, denn groß ist deine Herrlichkeit“. Etwas vom Wichtigsten, was man vom Gloria lernen kann, ist die Kraft, die im selbstvergessenen Loben Gottes des Vaters und Christi liegen. Wer das Gloria betet oder singt, dankt dafür, dass es Gott gibt und dass Gott so groß und so herrlich ist. Im Grunde ist das die Weise, wie echte Liebe redet: „Ich bin froh, dass es dich gibt, dass du so bist, wie du bist.“ Wer liebt, der lobt - das ist der Prüfstein aller Liebe. Hier wird auch deutlich, dass für den Christen Gebet nicht nur Bittgebet ist. Wer sich nur an Gott wendet, wenn und weil ihm das Wasser bis zum Hals steht, befindet sich noch am Anfang christlicher Frömmigkeit. Lobgebet ist für den Christen eine Lebensaufgabe, ja die Lebensaufgabe schlechthin. Dazu hat Gott uns geschaffen, ihn zu loben und zu preisen, mit unserem Beten und Singen, mit unserem ganzen Leben: Der Mensch als Geschöpf verherrlicht seinen Schöpfer. Darum wird das Gloria in der Messe im Normalfall an Sonn- und Festtagen gesungen. Im Advent und in der Fastenzeit entfällt das Gloria, damit es in der Christmette und in der Osternachtfeier umso feierlicher wieder erklingt. Es gibt im Gesangbuch „Gotteslob“ viele schöne Gloria Lieder, die den Originaltext umschreiben. Dadurch besteht leider aber auch die Gefahr, dass der Originaltext in Vergessenheit gerät. Darum meine Anregung: lesen und meditieren Sie das originale Gloria - Sie finden es im Gottlob Nr. 583-1.